In den kommenden Jahren erreichen in Deutschland immer mehr Menschen der Babyboomer-Generation das Rentenalter. Damit wächst der demografische Druck auf den Arbeitsmarkt. Steuert die Politik nicht schnellstmöglich gegen, drohen Schäden für die gesamte deutsche Wirtschaft. Alt, älter, Deutschland: Auch wenn die Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU sowie die große Zahl der nach Deutschland Geflüchteten dazu geführt haben, dass die Bevölkerung hierzulande vorerst nicht schrumpft, altert die Gesellschaft doch unvermindert. Und das ist zuallererst für den Arbeitsmarkt eine große Herausforderung. Denn die ersten Babyboomer – diese Gruppe umfasst die starken Geburtenjahrgänge von 1954 bis 1969 – haben bereits das Rentenalter erreicht. Dieser Prozess beschleunigt sich in den kommenden Jahren. Waren im Jahr 2022 noch knapp 16,4 Millionen Babyboomer im erwerbsfähigen Alter, schrumpft diese Zahl bis 2028 auf unter zehn Millionen und bis 2036 auf null. Zugleich wird den 19,5 Millionen Babyboomern aus dem Jahr 2022, die bis 2036 das Renteneintrittsalter erreicht haben oder verstorben sein werden, voraussichtlich nur ein Zugang von etwa 12,5 Millionen jungen Menschen als Arbeitskräftepotenzial gegenüberstehen. Anders gerechnet: Im Jahr 2040 dürften je 100 Personen im erwerbsfähigen Alter gut 41 über 67-Jährige gegenüberstehen – 2022 waren es erst knapp 30. Der Renteneintritt der Babyboomer-Generation wird den Fachkräftemangel verschärfen. Es gilt nun, das Arbeitskräftepotenzial ausschöpfen und die Zuwanderung weiter zu fördern. Die Auswirkungen sind erheblich: Die jüngste Arbeitsmarktfortschreibung des IW stellt bis zum Jahr 2027 zwar noch einen jahresdurchschnittlichen Beschäftigungszuwachs von fast 540.000 Personen in Aussicht, sofern sich die Arbeitsmarkttrends der vergangenen Jahre fortsetzen (siehe „Ausblick auf die Zukunft des Arbeitsmarktes“). Aber: Für sich genommen verringert das Altern der Bevölkerung bis 2027 das potenzielle Beschäftigungswachstum um mehr als 280.000 Personen pro Jahr. Hinzu kommt, dass selbst der Anstieg der Erwerbstätigenzahlen in den zurückliegenden Jahren nicht verhindern konnte, dass sich in vielen Berufen gewaltige Fachkräftelücken aufgetan haben. Seit 2022 sind diese konjunkturell bedingt zwar etwas geschrumpft, dennoch fehlten zuletzt mehr als 530.000 qualifizierte Arbeitskräfte. Hiervon sind fast 30 Prozent allein jenen zehn Berufen zuzuordnen, in denen die Fachkräfteengpässe am größten sind. Die Personalsituation ist vor allem in den Gesundheits- und Sozialberufen, den Elektro- sowie den Handwerksberufen sehr angespannt. In den meisten Berufen mit einem besonders großen Fachkräftemangel konnten im Zeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 rechnerisch durchschnittlich mehr als 60 Prozent, teils sogar mehr als 80 Prozent der offenen Stellen nicht mit passend qualifizierten Arbeitslosen besetzt werden. IWD, 29.11.2024