Die neue Studie des KOFA in Kooperation mit dem Jobportal meinestadt.de wirft einen neuen Blick auf Teilzeitbeschäftigung. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels untersucht die Befragung zum einen, mit welchen Rahmenbedingungen Teilzeitkräfte für eine Vollzeittätigkeit gewonnen werden können.
Zum anderen wird in einem Perspektivwechsel mit Vorurteilen aufgeräumt und die Chancen von Teilzeitbeschäftigung für die Fachkräftesicherung aufgezeigt. Die Studie gibt außerdem praktische Tipps – nicht nur, wie Unternehmen passende Rahmenbedingungen für Vollzeittätigkeiten schaffen können, sondern auch, wie es Arbeitgebern gelingt, mit Teilzeitangeboten mehr Fachkräfte zu gewinnen.
Verschiedene Gründe für Teilzeit
Drei von zehn sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland arbeiten in Teilzeit – Tendenz steigend. Die Hauptgründe für Teilzeitbeschäftigung sind Kindererziehung sowie mehr Lebensqualität und Zeit für andere Interessen oder Projekte. Das Geschlecht spielt hierbei eine wichtige Rolle – nicht nur weil die große Mehrheit an Teilzeitkräften weiblich ist. Frauen arbeiten in erster Linie aufgrund von Kinderbetreuung in Teilzeit, während Männer primär für mehr Lebensqualität und Zeit für andere Interessen oder Projekte nicht Vollzeit arbeiten.
Vollzeittätigkeit: Eine Frage der Bedingungen
Arbeitsbedingungen spielen eine zentrale Rolle für die Arbeitszeitwünsche von Beschäftigten. Wenn Arbeitgebende Rahmenbedingungen bieten, die die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben vereinfachen, sind viele Teilzeitkräfte bereit, auf Vollzeit aufzustocken. Es lohnt sich, die individuellen Gründe für die bisherige Teilzeittätigkeit in den Blick zu nehmen. Die Befragung zeigt: Für Teilzeitkräfte, die Kinder betreuen, sind Homeoffice und flexible Arbeitszeiten entscheidende Faktoren, um eine Vollzeittätigkeit möglich zu machen. Auch Fachkräfte, die für mehr Lebensqualität und Zeit für andere Interessen und Projekte in Teilzeit arbeiten, betonen die Flexibilität in Arbeitszeit und -ort. Außerdem nennen sie eine ausgewogenere Arbeitsbelastung als entscheidende Rahmenbedingung für eine Vollzeittätigkeit.
Neue Ansätze im Schichtdienst lohnen sich
Teilzeitkräfte im Schichtdienst zeigen eine besonders hohe Bereitschaft, in Vollzeit zu arbeiten. Über ein Drittel der Schichtdienstleistenden mit Kindern und derer, die für mehr Lebensqualität in Teilzeit arbeiten, können sich vorstellen, mit flexiblen Arbeitszeiten und einer ausgewogeneren Arbeitsbelastung in Vollzeit zu arbeiten. Daher lohnt es sich für Unternehmen, auch in Berufen und Arbeitskontexten, in denen Flexibilisierungen schwierig sind, innovative und kreative Lösungen wie etwa Elternschichten zu finden.
Statt Vorurteile braucht es Pioniere
Ein Perspektivwechsel zeigt: Teilzeitbeschäftigung ist auch eine Chance für Unternehmen, um Personal zu gewinnen. Wer Teilzeitstellen ausschreibt, erweitert den Kreis an potenziellen Kandidaten, um Stellen besetzen zu können. Dafür müssen Vorbehalte gegenüber Teilzeit abgebaut werden. Statt rollentypischen Vorurteilen gegenüber Teilzeit braucht es positive Vorbilder, die Teilzeit von Männern wie von Frauen branchenübergreifend und auch in Führungspositionen sichtbar machen. Unternehmen profitieren davon, wenn durch Teilzeitoptionen männertypische Berufe für Frauen attraktiver werden können.
Ein neuer Blick auf Teilzeit
Für Unternehmen, die mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen haben, lohnt es sich nicht nur, ihren Teilzeitkräften mit gezielten und passgenauen Rahmenbedingungen eine Vollzeittätigkeit trotz privater Verpflichtungen zu ermöglichen. Zugleich sollten Unternehmen ihre Teilzeitmöglichkeiten ausweiten, um für neue Zielgruppen, die nur in Teilzeit arbeiten können, attraktiv zu werden. Zudem zahlt die Möglichkeit zu Teilzeit auf die Mitarbeiterbindung ein. Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben in unterschiedlichen Lebensphase erleichtern, kann nicht nur berufstätigen Eltern helfen, sondern auch ältere Fachkräfte länger im Job halten. Teilzeitbeschäftigung hat somit großes Potenzial für die Fachkräftesicherung. (IW Köln, 22.11.2024)