SKL-Glücksatlas: Die glücklichsten Städter leben in Kassel

Die höchste Lebenszufriedenheit findet sich in Städten, die familiär, beschaulich, sicher und grün geblieben sind. Hohe Einkommen und Wirtschafts­kraft spielen für das Lebensglück nur eine untergeordnete Rolle. Reiche Städte wie München sind nur im Mittelfeld, ärmere wie Erfurt stehen an der Spitze. Am wichtigsten für die Lebens­zufrieden­heit ist die städtische Familien- und Bildungspolitik, gefolgt von einer guten Gesundheits­versorgung. Kassel ist die glücklichste Stadt Deutschlands, Rostock die unglücklichste der 40 größten Städte. Für das Städteranking 2024 wurden Daten der Glücksatlas-Datenbank der letzten drei Jahre ausgewertet, um die Lebenszufriedenheit in den 40 größten Städten in Deutschland (> 200.000 Einwohner) zu untersuchen. In den Städten wurde zwischen Januar 2021 und April 2024 insgesamt 25.557 Einwohnern folgende Frage gestellt: »Wie zufrieden sind Sie zurzeit – alles in allem – mit Ihrem Leben? 0 bedeutet ‚ganz und gar nicht zufrieden‘ und 10 bedeutet ‚völlig zufrieden‘.« Das Ergebnis ist eine aktuelle Bestandsaufnahme des subjektiven Lebensglücks in den 40 größten Städten Deutschlands. Zusätzlich als Vergleich wurde auch die »objektiv messbare Lebensqualität« jeder Stadt erfasst. Dazu wurden verschiedene Indikatoren zur Lebensqualität (z.B. Einkommen, Infrastruktur, Grünflächen – insgesamt 45 Indikatoren) aus amtlich verfügbaren Statistiken recherchiert. Die objektive Lebensqualität wird dann mit der berichteten subjektiven Lebenszufriedenheit der Einwohner verglichen. Sind die Einwohner glücklicher als es die objektiven Indikatoren erwarten lassen, sprechen wir von einem »Overperformer«. Ist es allerdings andersherum, sind also die Städter unglücklicher als es die objektiven Faktoren nahelegen, wird von einem »Underperformer« gesprochen. In einer solchen Stadt ist das Lebensglück deutlich geringer als die messbare Lebensqualität. Kassel ist die glücklichste Stadt Deutschlands. Die nordhessische Großstadt schafft es mit 7,38 Punkten auf Rang 1 im Glücksstädteranking der 40 größten deutschen Städte (Tabelle 1). Das wirkt zunächst überraschend, da Kassel in vielen objektiven Faktoren eher im Mittelfeld liegt, so stieg die Arbeitslosigkeit zuletzt auf 8,4 Prozent. Im Ranking der Lebensqualität liegt die nordhessische Stadt nur auf Rang 16 (von 40). Auch wenn also die objektiven Wohlstandsindikatoren hinter dem subjektiven Glücksniveau der Kasseler zurückbleiben, liegen sie doch fast durchwegs leicht über dem Durchschnitt: Infrastruktur, Kultur, Gesundheits­versorgung, Bildung und Investitionen sind in Kassel besser als im Schnitt der 40 Großstädte. Einzig der Arbeitsmarkt schneidet wirklich schlecht ab, was aber nicht allein ausschlaggebend für die Lebenszufriedenheit ist. Der Abstand Kassels zum Letztplatzierten Rostock (6,36 Punkten) beträgt 1,02 Punkte, was in der Glücksforschung ein hoher Wert ist. Der Unterschied in der Lebenszufriedenheit zwischen Kassel und Rostock entspricht in etwa dem Unterschied einer gesunden zu einer Person mit schlechtem Gesundheitszustand. Die Spitze des Glücksrankings der Großstädte bilden überwiegend kleinere, beschauliche Städte: Auf Kassel folgen Erfurt (7,36 Punkte), Aachen (7,33), Kiel (7,32), Krefeld (7,28) und Münster (7,24). Keine dieser Städte ist besonders wohlhabend, die Kaufkraft ist mittelmäßig und die Arbeitslosenquote ist nicht unbedingt gering. Vielmehr vereint diese Städte eine eher kleinstädtische und familiäre Atmosphäre. Hinzu kommen kulturelle Besonderheiten oder ein studentisches Umfeld. Die Städte sind zudem eher ruhig, besitzen viele Grünflächen und eine gute Luftqualität. Außerdem sind die Mieten in diesen Städten noch erschwinglich. Auch Halle an der Saale auf Rang 9 (7,16 Punkte) und Mönchengladbach auf Rang 10 (7,08) passen in diese Reihe. Mönchengladbach liegt in der objektiven Lebensqualität sogar auf dem drittletzten Rang – die subjektive Lebenszufriedenheit der Einwohner der Vitusstadt hebt sich davon aber deutlich ab. Die ersten Städte mit einem hohen durchschnittlichen Einkommen tauchen im Ranking erst auf Rang 7 mit Augsburg (7,20) und Rang 8 mit Düsseldorf (7,19) auf. Düsseldorf ist damit die glücklichste Stadt mit mehr als 500.000 Einwohnern. Auch Hamburg auf Rang 12 ist mit der hohen Lebenszufriedenheit von 7,05 Punkten aufgrund der hohen Kauf- und Wirtschaftskraft keine Überraschung. Leipzig sticht als größte ostdeutsche Stadt mit 7,06 Punkten besonders positiv auf Rang 11 heraus. Die Region rund um Halle und Leipzig glänzt schon seit einigen Jahren mit hohen Zufriedenheitswerten – nicht nur im vorliegenden Städteranking. Es fällt auf, dass die Städte an der Spitze fast durchwegs Overperformer sind. Ihre Einwohner sind glücklicher als es die objektiven Wohlfahrtsindikatoren erwarten lassen. Das liegt daran, dass sie eher kleinstädtisch strukturiert sind und bei den objektiven Indikatoren der Lebensqualität, wie Einkommen, Arbeitslosigkeit und Infrastruktur, zumeist überdurchschnittlich abschneiden. Gleichzeitig müssen sie sich nicht mit den negativen Aspekten vieler Großstädte, wie Problemvierteln, Kriminalität, sozialer Isolation, überlasteter Infrastruktur oder Umweltbelastungen, auseinandersetzen. (SKL, 28.05.2024) Ganzer Artikel hier…

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