Anlässlich der Fachmesse HEATEXPO hat der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) Mitgliedsunternehmen nach einem aktuellen Stimmungsbild zur Wärmewende befragt. Die Antworten sind zwiespältig: Fast alle Unternehmen gaben an, ihre Investitionen in Wärme-Erzeugung und den Ausbau der Wärme-Infrastruktur zu erhöhen. Gleichzeitig wurde als größtes Investitionshindernis eine unklare Finanzierung genannt. Die Frage, ob bezahlbare Wärmeversorgung in Zukunft gesichert ist, wurde mehrheitlich verneint.
Stadtwerke und kommunale Energieversorger werden in den kommenden Jahren die Wärmewende vor Ort vorantreiben. Ihre Investitionen in die Wärme-Erzeugung und den Ausbau der Wärme-Infrastruktur werden 97 Prozent der befragten Unternehmen erhöhen.
Dabei wird Fernwärme bei 83 Prozent der Energieversorgungsunternehmen eine größere Rolle als bisher spielen. Bei den Technologien zur Wärmeerzeugung haben laut den Befragten (Mehrfahrantworten möglich) (Groß-) Wärmepumpen das größte Potenzial (74 Prozent). Eine weitere Präferenz liegt auf Geothermie (59 Prozent), industrielle Abwärme (44 Prozent) und thermische Abfallverwertung (31 Prozent).
Als größte Hindernisse für Investitionen werden eine unklare Finanzierung (73 Prozent), langwierige Genehmigungsprozesse sowie Bürokratie gesehen. VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing: „Um die Fernwärme massiv ausbauen zu können, brauchen wir klare rechtliche Rahmenbedingungen und kein ständiges politisches Hin und Her. Dafür muss auch die Wärmelieferverordnung angepasst werden, die seit 2013 für einen fast vollständigen Ausbaustopp bei der Fernwärme – vor allem in Ballungsräumen mit viel Mietwohnungsbestand – gesorgt hat.“
Die Frage, ob bezahlbare Wärmeversorgung in Zukunft gesichert sei, verneinten 41 Prozent. 38 Prozent antworteten mit Ja und 21 Prozent machten keine Angaben. Die Abfrage zeigt laut Liebing, dass es in Bezug auf Finanzierung und Bezahlbarkeit der Wärmewende noch viele offene Fragen gibt. In den kommenden Jahren und Jahrzehnten muss die Fernwärmewirtschaft ihre Investitionen um das Dreifache erhöhen.
Hinzu kommt der generelle Investitionsbedarf der Energiewirtschaft. „Deswegen schlagen wir die Auflage eines Energiewende-Fonds vor, um privates Kapital zu mobilisieren“, sagt Liebing. Das Prinzip: Die Eigenkapitalquote der Unternehmen würde erhöht. So könnten sie mehr Fremdkapital aufnehmen und über diesen Hebel das Investitionsvolumen vergrößern.
Gefüllt werden sollte der Fonds vor allem mit privatem Kapital, etwa von Pensionsfonds und Rentenkassen. „Kapitalgeber, wie etwa Pensionskassen, Lebensversicherer und Versorgungswerke, würden profitieren, weil Bund und Ländern die Risiken ihrer Investitionen über Bürgschaften und Garantien absichern könnten“, sagt Liebing.
Laut Liebing gibt es aktuell für Energieversorger keine ausreichenden und verlässlichen wirtschaftlichen Anreize, in die Wärmewende zu investieren. Die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze sei grundsätzlich gut, ihre finanzielle Ausstattung aber zu gering. „Damit der Ausbau in Schwung kommt, braucht es eine Aufstockung von aktuell 3,5 Milliarden Euro insgesamt bis 2034 auf 3,5 Milliarden Euro pro Jahr“, so Liebing. Die beihilferechtliche Genehmigung des Kraft-Wärme-Koppelungs-Gesetzes endet 2026. Um Investitionen in KWK-Anlagen, Wärmenetze und Wärmespeicher tätigen zu können, sei eine Verlängerung des Kraft-Wärme-Koppelungs-Gesetzes nötig.
Die kommunalen Wärmeplanungen werden in den kommenden Jahren vor Ort entscheiden, wie die künftige Wärmeversorgung ohne fossilem Gas und Heizöl erfolgen wird. Quartier für Quartier wird geprüft, welche der drei Heizalternativen – Fernwärme, Wärmepumpe, grüne Gase wie Wasserstoff – technisch und wirtschaftlich am sinnvollsten ist. Liebing mahnte: „Bei begrenzten finanziellen Ressourcen muss bei der Verteilung der Mittel auf die Fördereffizienz geachtet werden“. Das heißt zum Beispiel: Hat eine Kommune eine Wärmeversorgungsart in einem Gebiet als geeignet eingestuft, sollten Fördermittel aus Effizienzgründen ausschließlich für diese Wärmeversorgungsart bereitgestellt werden.